(Dies ist eine wörtliche Transkription der Videoaufnahme)
Das war keine einfache Zeit, damals habe ich noch gearbeitet. Ich ging am Mittag ins Krankenhaus, dann wieder zur Arbeit, am Abend wieder ins Krankenhaus und das drei Monate lang. Ich wollte sie nicht allein lassen in dieser Zeit. Das hat es einfach gebraucht. Mein Name ist Joe Fanara. Ich bin 64, bin früh pensioniert, und meine Hobbys sind Familie, Enkelkinder und der FCB.
Wie wir uns kennengelernt haben, das ist lustig. Eigentlich war ich mit ihrer Freundin verabredet, das war 1989, in der Schweizerhalle vor dem Reitstall. Dann ist Claudia «auf dem hohen Ross» dahergekommen, mit dem Pferd. Ja, der erste Moment, der erste Augenkontakt. Da glaube ich, hat es bei beiden «Ding» gemacht. Wir sind dann zusammen ausgegangen und nach 14 Tagen waren wir ein Paar. Mittlerweile ist das auch schon 35 Jahre her.
Als wir die Diagnose von Claudia erhalten haben, bezüglich ihrer Krankheit, 2019 im Juli begann es mit Rückenschmerzen, ganz starken. Dann hat sie ein MRI gemacht und da hat man gesehen, dass sie Metastasen hat. In dem Moment ist für mich innerlich eine Welt zusammengebrochen.
Und dann hat der ganze Wahnsinn angefangen, ich kann dem nur so sagen. Nach der Zeit im Krankenhaus und den drei Monaten ist es Claudia langsam besser gegangen. Obwohl der Körper immer noch geschwächt war, merkte man, dass es ein bisschen aufwärts geht. Dann ging es mir innerlich auch wieder etwas besser.
Nach aussen hat man es mir nicht angesehen, dass ich auch Phasen hatte, in denen es mir nicht gut ging. Einer musste ein Stück weit die Kontrolle haben, stark sein. Weil man hat dort einen Termin, da wieder einen Termin und da musste man wieder hingehen und dann muss man bereit sein für das.
Mein Alltag, durch die Krebserkrankung, es dreht sich alles um Claudia. Das ist klar. Vom Morgen, wenn man aufsteht, bis man am Abend ins Bett geht. Nicht, dass ich ständig um sie herum sein muss, das sicher nicht. Aber sie braucht ziemlich viel Hilfe. Und da bin ich ihr Manager den Tag durch. Ich bereite die Tabletten vor, koche so gut es geht, obwohl das nicht meine Leidenschaft ist. Aber der Tag ist durchorganisiert, das muss man sagen.
Ich bin gerne für sie da, aber es ist viel Arbeit, die dahintersteckt. Und es frisst einen auf und dann muss man zwischendrin auch wieder Abstand gewinnen. Man muss sagen, okay, jetzt muss ich mich schützen, jetzt muss ich mal wieder etwas für mich tun. Das heisst, diese Zeit ist wichtig, die muss man sich nehmen, weil sonst schafft man es nicht. Man würde es nicht schaffen, es geht nicht, man ist auch nur ein Mensch.
Ich schaue, dass ich an die Spiele des FCB gehen kann. Das ist ein wichtiger Punkt, dass ich das wahrnehmen kann. Mit dem FC Basel bin ich aufgewachsen. Ich bin Fan, seit ich denken kann. Ich spüre auch heute noch eine Anspannung, wenn ich ins Stadion gehe. Es nicht einfach so, dass ich zum Spiel gehe. Man hat immer noch ein flaues Gefühl im Magen. Sobald man da drin ist, ist es eine andere Welt. Man riecht Bratwurst, andere trinken ein Bier. Die Atmosphäre ist ganz anders, es ist auch heimelig dort.
Oder auch Konzerte, Heavy Metal, Death Metal und solche Sachen. Dort finde ich auch Entspannung, obwohl andere sagen: «Das kannst du nicht machen. Was ist daran? Es ist ja nur laut.» Aber die Entspannung, wenn es so laut ist, dann legt sich ein Schalter um «klack» und dann bist du in einer anderen Welt, für einen kurzen Moment. Das sind so die Momente und die muss man sich auch gönnen, unbedingt. Man kann nicht 24 Stunden bereit sein, das geht nicht. Sonst gehst du zu Grunde.
Man muss auch den Freundeskreis pflegen. Ich treffe mich regelmässig mit ehemaligen Arbeitskollegen. Das ist auch sehr wichtig. Der Austausch muss da sein. Man kann nicht immer nur über die Krankheit sprechen.
Ja, wenn man sieht, dass jemand so leidet, solche Schwierigkeiten hat und man will helfen, aber man weiss genau, man kann nicht wirklich helfen, man kann nur mit Worten unterstützen. Gerade in dieser Situation, die Person in die Arme zu nehmen, das ist sehr wichtig. Reden allein reicht nicht, man muss sich auch wieder spüren.
Nein, es gibt nichts Positives an dieser Krankheit. Doch, man ist näher zusammengewachsen. Das Positive, als die schlimme Diagnose mit dem metastasierenden Brustkrebs kam, hat uns schon das schon enger zusammen geschweisst. Nicht, dass es vorher schlechter war, wir hatten vorher auch sehr gute Zeiten, aber es hat nochmals eine andere Bindung geschaffen, emotionaler.