Erkrankungen im Zusammenhang mit Multiplem Myelom: Plasmozytom und Amyloidose

Bei Personen, die von Multiplem Myelom betroffen sind, können zusätzliche Erkrankungen vorliegen, die mit dem Myelom in Zusammenhang stehen, wie zum Beispiel ein Plasmozytom oder eine Amyloidose. In diesem Artikel ist beschrieben, was sich hinter den Begriffen Plasmozytom und Amyloidose verbirgt und wie sie behandelt werden können. 

Zunächst folgende nützliche Begriffserklärungen: 

Antikörper: Schützende Eiweissstoffe (Proteine), die von Ihrem Immunsystem hergestellt werden und dabei helfen, Fremdmaterial wie Bakterien oder Viren zu entfernen. Antikörper werden auch als Immunglobuline bezeichnet. 

Plasmazelle: Bestimmte weisse Blutkörperchen, die Antikörper bilden und Ihren Körper vor Infektionen schützen.

Knochenmark: Die weiche, schwammartige Substanz in der Mitte der Knochen, in der Blutzellen gebildet werden.

Weichgewebe: Die Teile Ihres Körpers, die nicht wie etwa Knochen und Zähne hart geworden sind, zum Beispiel Muskeln und Haut. 

Extramedulläres Plasmozytom: Eine Ansammlung abnormaler Plasmazellen ausserhalb des Knochenmarks. 

 

PLASMOZYTOM 

1.Was ist ein Plasmozytom? 

Plasmozytome sind eine Form von Krebs, der durch abnormale Plasmazellen verursacht wird. Diese abnormalen Plasmazellen wachsen im Weichgewebe oder in den Knochen. Sie können überall im Körper vorkommen, treten aber am häufigsten an der Wirbelsäule oder im Kopf- und Halsbereich auf. Abnormale Plasmazellen können sich zu einem herdförmigen Tumor zusammenlagern. Wenn sich ein einzelner (solitärer) Herd ausserhalb des Knochenmarks und im Weichgewebe befindet, spricht man von einem «solitären» extramedullären Plasmozytom. Wenn sich mehrere Herde bilden, gelten diese in der Regel als Teil eines Multiplen Myeloms.

2.Was sind die Anzeichen und Symptome eines extramedullären Plasmozytoms?

Welche Symptome ein Plasmozytom jeweils verursacht, hängt davon ab, wo im Körper es sich befindet. Bei einem Plasmozytom in der Nähe des Rachens können zum Beispiel Schluckbeschwerden vorhanden sein, während man bei einem Plasmozytom in der Nähe der Nase vielleicht das Gefühl hat, die Nase sei verstopft. 

3.Wie wird ein extramedulläres Plasmozytom erkannt?

Plasmozytome lassen sich normalerweise durch bildgebende Untersuchungen erkennen. Eine besonders hilfreiche Art der Bildgebung ist die Kombination aus Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und Computertomographie (CT), bei der zwei verschiedene Arten von Untersuchungen kombiniert werden (bei einer PET-Untersuchung wird eine leicht radioaktive Substanz verwendet, um Bereiche des Körpers mit aktiveren Zellen sichtbar zu machen, während bei einer CT-Untersuchung eine Serie von Bildern des gesamten Körpers aufgenommen wird).

Möglicherweise ist auch ein medizinischer Eingriff notwendig, um das Plasmozytom unter dem Mikroskop genauer zu untersuchen – dies wird als Biopsie bezeichnet. Bei einer Biopsie wird ein kleines Stück Gewebe entnommen und untersucht, damit das medizinische Team eine gezieltere Behandlung festlegen kann. 

4.Wie wird ein extramedulläres Plasmozytom behandelt?

Plasmozytome können mit denselben Medikamenten behandelt werden wie ein Multiples Myelom. Es kann jedoch auch eine Strahlentherapie mit oder ohne Operation zur Behandlung des jeweils von dem Plasmozytom betroffenen Körperteils erforderlich sein.

 

AMYLOIDOSE 

1.Was ist eine Amyloidose? 

Eine Amyloidose bei Multiplem Myelom ist eine weitere Erkrankung, die durch abnormale Plasmazellen verursacht wird und zur Ansammlung eines abnormalen Proteins mit der Bezeichnung Amyloid im Körper führt. Wenn sich Amyloid an einer Stelle ansammelt, spricht man von einer Amyloidablagerung. Eine Amyloidablagerung in den Organen kann die Funktion der Organe beeinträchtigen. 

Es gibt verschiedene Amyloidosen, die nach der Art des produzierten Amyloidproteins benannt sind. Jede Art beginnt mit dem Buchstaben «A», was «Amyloidose» bedeutet. Der nächste Buchstabe gibt an, um welches Amyloidprotein es sich handelt. Eine Amyloidose, die mit einem Myelom einhergehen kann, ist die AL-Amyloidose. Das «L» steht hier für «Leichtkette». 

«Leichtketten» sind normalerweise Teil gesunder Antikörper, die von gesunden Plasmazellen gebildet werden. Bei der AL-Amyloidose bilden abnormale Plasmazellen grosse Mengen an Leichtketten, was zu einer Amyloidablagerung führen kann.

2.Was sind die Anzeichen und Symptome einer AL-Amyloidose? 

Allgemeine Symptome einer AL-Amyloidose sind Müdigkeit, Schwäche, Gewichtsabnahme und Appetitlosigkeit. Je nachdem, wo im Körper sich die Amyloidablagerungen befinden, können auch andere Symptome auftreten. Beispiele hierfür sind: 

  • Schulterpolster-Zeichen: Schwellung der Schultern 
  • Magen-Darm-Beschwerden: Übelkeit, Durchfall, Gewichtsabnahme oder Völlegefühl nach dem Verzehr einer lediglich kleinen Menge an Nahrung
  • Nierenprobleme: Flüssigkeitseinlagerung
  • Veränderungen der Haut oder Nägel: Blutergüsse oder ungewöhnliche Haut- oder Nagelveränderungen. Bei Einblutungen um die Augen spricht man auch von «Waschbär-Augen» 
  • Vergrösserte Zunge: Der medizinische Fachausdruck dafür lautet «Makroglossie»
  • Herzprobleme: Das Herz kann aufgrund der Amyloidablagerungen steifer werden und dann nicht mehr so​viel Blut durch den Körper pumpen, was zu Kurzatmigkeit führt. Die Ablagerungen können auch Herzrhythmusstörungen (einen unregelmässigen Herzschlag) verursachen und Atemnot, Schwindel oder Ohnmacht herbeiführen 
  • Neurologische Probleme: Kribbeln, Taubheitsgefühl oder Schmerzen in Händen oder Füssen 

3.Wie wird eine AL-Amyloidose diagnostiziert? 

Wenn der Verdacht auf AL-Amyloidose besteht, können zur Bestätigung ärztliche Untersuchungen durchgeführt werden.

  • Biopsie: Ein medizinisches Verfahren, bei dem eine Ärztin bzw. ein Arzt eine kleine Menge Gewebe entnimmt, um es auf Amyloidablagerungen zu untersuchen. 
  • Blutuntersuchungen: Mit dieser Art von Untersuchung kann die Anzahl Ihrer Blutzellen ermittelt werden. Anhand von Blutuntersuchungen kann auch festgestellt werden, wie gut Ihre Nieren arbeiten, indem die Menge eines Proteins namens Kreatinin in Ihrem Blut gemessen wird. 
  • Bestimmung der freien Leichtketten im Serum: Ärzte können die Menge an Leichtketten in Ihrem Blut (sowohl normale als auch abnormale) bestimmen.
  • SAP-Untersuchung: Ärzte können die Menge der Serum-Amyloid-P-Komponente (SAP) messen, eines normalen Proteins, das an Amyloidablagerungen bindet. Diese Untersuchung kann zeigen, wo sich im Körper Amyloid angesammelt hat.

4.Wie wird eine AL-Amyloidose behandelt? 

Eine AL-Amyloidose kann mit ähnlichen Medikamenten behandelt werden wie das Multiple Myelom. Auch wenn die AL-Amyloidose durch eine solche Behandlung nicht geheilt wird, bewirkt sie vielleicht, dass Sie eine Zeit lang symptomfrei bleiben.

Fragen Sie Ihr medizinisches Team, wie sich die Diagnose eines extramedullären Plasmozytoms oder einer AL-Amyloidose auf Ihr Multiples Myelom auswirkt.

 

PP-UNP-CHE-1151 Oct 2024