Multiples Myelom: Umgang mit dem Infektionsrisiko

 

Wodurch wird eine Infektion bei Multiplem Myelom verursacht?

Bei einer Infektion dringt ein Krankheitserreger in den Körper ein und vermehrt sich, was eine Erkrankung hervorrufen kann. Infektionen können durch Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten verursacht werden. Für gewöhnlich finden und zerstören die weissen Blutzellen des Immunsystems diese Krankheitserreger. Bei Multiplem Myelom ist diese Immunabwehr geschwächt. 

 

Warum ist man bei Multiplem Myelom anfälliger für Infektionen?

Wenn Sie an Multiplem Myelom erkrankt sind, sind Sie anfälliger für Infektionen, da das Myelom das Immunsystem schwächt. Myelomzellen vermehren sich im Knochenmark, wo auch normale Blutzellen gebildet werden. Die Myelomzellen begrenzen die Produktion normaler Blutzellen, sodass weniger normale Blutzellen vorhanden sind, welches auch die weissen Blutzellen einschliesst. Weisse Blutzellen stellen normalerweise verschiedene Arten von Proteinen (sogenannte Antikörper) her, um Infektionen zu bekämpfen. Myelomzellen bilden dagegen nur einen einzigen Typ abnormaler Antikörper, die zur Infektionsbekämpfung unwirksam sind. Da die Anzahl der weissen Blutzellen und die Anzahl und Art der Antikörper reduziert sind, kann Ihr Körper Krankheitserreger nicht mehr so gut bekämpfen. 

Auch einige Behandlungen für das Multiple Myelom können dazu führen, dass das Immunsystem nicht mehr richtig funktioniert. Dies liegt daran, dass sie die Anzahl bestimmter weisser Blutzellen, der sogenannten Neutrophilen, verringern können. Wenn die Anzahl der Neutrophilen zu niedrig wird, spricht man von einer «Neutropenie», wodurch sich das Infektionsrisiko erhöhen kann. Während der Behandlung des Multiplen Myelom wird Ihr medizinisches Team Sie engmaschig auf Neutropenie überwachen. 

 

Was sind die Anzeichen einer Infektion?

Die Anzeichen einer Infektion können unterschiedlich sein, je nachdem, um welchen Infektionserreger es sich handelt und wo im Körper er sich befindet. Häufige Anzeichen und Symptome einer Infektion sind: 

• Fieber (über 38 °C)

• Schüttelfrost 

• Zittern 

• Halsschmerzen oder Husten 

• Erkältungs- oder Grippesymptome 

• Hitzegefühl 

• Kältegefühl oder Gliederschmerzen 

• Veränderungen der Toilettengewohnheiten 

• Steifer Nacken 

• Soor 

• Verwirrtheit oder allgemeines Unwohlsein 

• Kurzatmigkeit

• Beschleunigte Atmung

 

Wie wird eine Infektion behandelt?

Die Behandlung einer Infektion hängt von der Art des Erregers ab, der sie verursacht, wo in Ihrem Körper sie sich befindet und wie schwer sie ist. Wenn Ihr medizinisches Team den Verdacht hat, dass Sie eine Infektion haben, werden Untersuchungen und Tests durchgeführt, um die Ursache herauszufinden. Zu den üblichen Behandlungen gehören Virostatika (Mittel gegen Virusinfektionen), Antimykotika (Mittel gegen Pilzinfektionen) und Antibiotika (Mittel gegen bakterielle Infektionen). Welche Behandlung angezeigt ist, hängt von der Ursache der Infektion ab.

 

Wie sich das Infektionsrisiko minimieren lässt

Lassen Sie sich zunächst von Ihrem Behandlungsteam erklären, auf was Sie in welcher Therapiephase achten müssen und wann ein besonderer Schutz vor Infektionen für Sie individuell notwendig ist, bevor Sie Massnahmen ergreifen. Im Folgenden sind einige Möglichkeiten genannt, die Ihnen helfen können, Ihr Infektionsrisiko niedrig zu halten: 

• Achten Sie jeden Tag auf eine gute Körper- und Mundhygiene und waschen Sie Ihre Hände regelmässig mit Wasser und Seife, insbesondere nach dem Berühren von Tieren, Abfall oder Gegenständen in der Öffentlichkeit oder von Gegenständen, die auch von anderen Personen berührt werden. Für unterwegs kann ein Händedesinfektionsmittels hilfreich sein 

• Reinigen Sie Verletzungen mit warmem Wasser, Seife und einem antiseptischen Mittel 

• Achten Sie auf Sauberkeit im Intimbereich und informieren Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt über etwaige Blutungen, Rötungen oder Schwellungen in diesem Bereich 

• Nehmen Sie ausreichend Flüssigkeit zu sich, um Verstopfung und Anstrengung beim Toilettengang vorzubeugen Wenn Sie Probleme beim Toilettengang haben, sprechen Sie bitte mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Sie bzw. er kann Ihnen möglicherweise eine Behandlung verschreiben 

• Tragen Sie immer Schuhe, egal ob im Freien oder drinnen, um Verletzungen zu vermeiden und Keime von Ihren Füssen fernzuhalten 

• Stellen Sie möglichst keine frischen Blumen oder lebende Pflanzen in Ihr Schlafzimmer 

• Vermeiden Sie stehendes Wasser, beispielsweise in Vasen, Zahnprothesenbechern und Seifenschalen. Wenn Sie Ihre Zahnprothese in einem Becher aufbewahren, waschen Sie den Becher aus und wechseln Sie das Wasser bei jedem Gebrauch 

• Tragen Sie bei der Garten- und Hausarbeit Handschuhe 

• Verwenden Sie heisses Wasser oder eine Spülmaschine, um Ihr Geschirr zu reinigen 

• Halten Sie sich von menschlichen oder tierischen Ausscheidungen fern, z. B. beim Windelwechseln, bei der Entfernung von Tierkot oder bei der Reinigung der Katzentoilette 

• Meiden Sie wenn möglich überfüllte Orte und kranke Personen 

• Verzichten Sie auf eine Maniküre oder Pediküre im Salon oder Spa (Sie können zu Hause Ihre eigenen persönlichen und gut gereinigten Utensilien verwenden). Verwenden Sie keine künstlichen Nägel oder Nagelspitzen 

• Vermeiden Sie Whirlpools 

• Waten oder schwimmen Sie nicht in Teichen, Seen oder Flüssen 

• Besprechen Sie mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin, ob aufgrund Ihrer Erkrankung oder Behandlung weitergehende Präventionsmassnahmen, wie beispielsweise das Tragen einer FFP2-Maske, angezeigt sind 

Wenn Sie eine Stammzelltransplantation erhalten, müssen Sie möglicherweise zusätzliche Vorsichtsmassnahmen treffen, um das Infektionsrisiko zu verringern. Dies liegt daran, dass Ihr Immunsystem während dieser Zeit stark geschwächt ist und Infektionen nicht gut abwehren kann. Personen mit Multiplem Myelom bleiben während dieser Zeit oft im Krankenhaus, wo sie von ihrem medizinischen Team überwacht werden können. Eventuell wird Ihnen empfohlen, zusätzliche Vorsichtsmassnahmen zu treffen, darunter tägliches Duschen, täglicher Wechsel der Bettwäsche, Einschränkungen der Ernährung, Beschränkungen bei Besuchern und die Vermeidung von Lebendimpfstoffen, bei denen geringe Mengen abgeschwächter, aber lebendiger Krankheitserreger verwendet werden

 

Infektionsprophylaxe während der Behandlung des Multiplen Myelom

Eine vorbeugende bzw. prophylaktische Behandlung hat den Zweck, Sie vor einer Infektion zu schützen. Patienten mit Mulitplem Myelom erhalten häufig prophylaktische Behandlungen wie Antibiotika und Virostatika, um Infektionen während der Behandlung und nach einer Stammzelltransplantation vorzubeugen. 

Impfungen können ausserdem dazu beitragen das Immunsystem zu stärken und das Risiko bestimmter Infektionen zu verringern. Ihr Arzt oder ihre Ärztin wird Ihren Impfstatus nach den aktuellen Empfehlungen prüfen und gegebenenfalls vor einer Myelombehandlung verschiedene Impfungen empfehlen. Nach einer Stammzelltransplantation sollten aufgrund der schwachen Immunantwort des Körpers auch alle Kinderschutzimpfungen wiederholt werden.

 

Umgang mit der Angst vor Infektionen

Patienten mit Multiplem Myelom müssen häufig mit Angstgefühlen fertig werden und auch die Angst vor einer Infektion kann belastend sein. Manche stellen fest, dass Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation, tiefes Atmen, Beten oder Hypnose gegen solche Angstzustände helfen können. Auch eine Beratung oder Therapie kann hilfreich sein. Es ist zu empfehlen, Ihre Angst und die Möglichkeiten zur Linderung von Angstzuständen mit Ihrem medizinischen Team zu besprechen, da mittelschwere bis schwere Angstzustände eine medizinische Behandlung erfordern können. 

Alle Symptome einer Infektion sollten mit Ihrem medizinischen Team besprochen und von diesem behandelt werden.

 

PP-UNP-CHE-1153 Oct 2024